07.09.2013 14:34

Tag 38 - 40 EUR für 1m

 

nach viel Regen und trüben Wolken gab es gestern, am Tag 38, endlich mal Sonnenschein! wie anders die Welt doch damit plötzlich aussieht! und die Fahrlaune ist auch gleich größer. 

die Ukraine zeigte sich gestern echt von ihrer schönsten Seite. und ich hab mir des Öfteren gedacht, man müsse nochmal herkommen, wenn hier richtig Sommer ist. 

so schöne Landschaft und so niedliche, kleine, liebevolle Holzhäuschen. ich glaub, das wär was für Dich, Mama! 

 

wir fuhren nach Vinnytsia und kamen auf die glorreiche Idee, doch DURCH die Stadt zu fahren statt die Umfahrung zu wählen. das hat sich im Nachhinein als sehr zeitaufwändig herausgestellt, denn wir verloren mindestens anderthalb Stunden durch das Geirr in diesem etwas unübersichtlichen Ort. 

aber ich fand`s auch wiederum nicht sooo schlimm, denn sonst wär mir ja z.B. der Berliner Bus entgangen und ich wär nicht dem kleinen Jungen im Auto begegnet, der so gestrahlt hat, als ich an der Ampel neben ihm hielt und ihm dann auch noch zuwinkte .. und fotografierte. er hat es gleich mehrfach ganz aufgeregt seinem Papa erzählt, der hinterm Steuer saß. Der wiederum fühlte sich durch die so große Aufregung seines Jungen zwar bemüßigt mal rüberzuschauen, hatte aber nur ein sehr müdes Lächeln parat. macht aber nix. der Junge war happy. 

 

Zum Verkehr können wir hier anmerken, dass der ukrainische Autofahrer eigentlich recht vernünftig fährt und auch oft sogar extra nett ist. Viele LKW-Fahrer machen uns Platz beim Überholen, verlangsamen sogar, dass auch mein müdes Pferdchen es schafft, andere bedanken sich mit Warnblinker, nachdem WIR sie vorbeigelassen haben usw. 

der Ukrainer versteht z.B., was dem Chinesen allgemeinhin entgangen ist, nämlich dass die beiden Motorradfahrer, die dort beide gerade ne Spur wechseln oder beide gerade ein Wendemanöver versuchen wahrscheeeeeinlich zusammengehören. bedeutet: der Ukrainer verlangsamt und lässt einen rein, während sich der Chinese immer noch extra dazwischengedrängelt hat. insgesamt kann man sagen, dass im Vergleich zu China, wo es am Tag tausend von solchen hupuntermalten "verdammt-Du-Idiot"- Situationen gibt, hier eher die "ach-das-ist-aber-nett"-Überraschungsmomente überwiegen. sehr angenehm. 

wo in China 99 von 100 Leuten lebensmüde Auto fahren, sind es in Kasachstan 5 von 100 (3 davon Russen), in Russland 30 von 100 und in der Ukraine 10 von 100. 

 

Wir hatten leider noch eine unangenehme Erfahrung mit der ukrainischen Polizei. wir sind dummerweise direkt vor dem Polizisten über eine doppelte weiße Linie gefahren, ohne es zunächst gemerkt zu haben. 1m daneben wäre sie gestrichelt gewesen. tja, leider verfehlt. der Typ winkte uns raus und kündigte uns an, einen Report schreiben zu wollen. wir müssten dann zur Bank und uns wieder auslösen. Robert musste dann mit ins Kabäuschen und konnte das Finanzielle dann direkt vor Ort regeln. 400 Kröten für 1m daneben! 40 EUR. 

wir erfuhren nachher, dass das weeeeeeit überzogen gewesen sei.... 

 

Nun sind unsere Tage in der Ukraine auch fast schon wieder gezählt: jetzt, wo ich gerade wenigstens ein paar Buchstaben dieser für mich wenig einleuchtenden Schrift gelernt habe. generell habe ich aber immernoch tagtäglich das Gefühl, als wolle man uns veräppeln… oder die Umdenkgeschwindigkeit unseres Hirns testen, denn ein V ist hier ein B (220B steht an der Steckdose), ein R ein P, ein N ein H, ein S ein C, ein g ein r, ein u ein y usw. usf. -- oder so ähnlich. Das erinnert mich echt an früher, wo wir versucht haben, uns Geheimschriften auszudenken. wir haben allerdings ne Mischung aus Zahlen und Buchstaben gehabt oder nur Zahlen (Hieke, ich sag nur 622!). 

jedenfalls steht fest, dass man hier keinem Buchstaben trauen kann, weil er selten das ist, was er für unser lateinisch-geschultes Auge vorgibt zu sein. 

Folgendes Wort ein kleiner Test für Euch -- ausgenommen natürlich Klaus (Schmuck), Ekke, Bernd, Eva, Gudrun, Hanna und Michael (wer kann sonst noch Russisch?), denn für Euch ist das ja sicher easy. 

was heißt: новоархангельськ 

… tjaaaa, und jetzt sagt mir nicht, dass ihr nicht auch spontan angefangen habt mit Hobo -- ist aber falsch. 

bei den Bildern ist auch noch n Schild dabei, das ihr ja mal lesen und mir dann nachher die Lösungsworte verraten könnt. 

 

nachdem wir mit Hilfe von ein paar Passanten und eines LKW-Fahrers (er stieg dafür extra aus und malte auf den Straßenrand) dann endlich wieder auf der richtigen Straße waren, fuhren wir noch ca. 80km und folgten dann einem Hinweisschild zu einem Hotel. uns wunderte nur, dass die Holperstrecke nur zu einem ziemlich einsam gelegenen Dörfchen führte. wo sollte hier ein Hotel sein??? 

irgendwann fanden wir die Einbiegung auf einen kleinen Parkplatz am Swimmingpool. sah aber alles recht zu aus. und dahinter war Wald. ich bin einfach mal dem kleinen Weg gefolgt, in der Hoffnung, hier irgendwo eine Rezeption oder zumindest eine Menschenseele zu finden. ich ging vorbei an ein paar Jugendlichen, die Gitarre spielend und singend draußen vor ihrer Hütte saßen. ich befand schonmal, dass die Hütten aber recht nett aussahen. dann kam ich auf einen Hauptweg, der zu einem Haus führte. dort angekommen, stellte ich aber fest, dass alles verschlossen war. ich ging den Hügel hoch, wo feierlich gekleidete Leute vor dem Haus standen -- eine Hochzeitsgesellschaft, mal wieder! ;-) die eine Dame konnte etwas Englisch und half, indem sie die Rezeption von ihrem handy aus anrief. aus dem Gebüsch kam dann irgendwann ein Herr, der hier offenbar der Verantwortliche ist. er zeigte mir sowohl a) Hotelzimmer im Haus, was sehr edel aussah (55 EUR) und b) Hütte (30 EUR). alles klar. ich beriet mich mit Robert, und wir entschieden uns für die Hüttenvariante. 

es war fast wie Zelten, aber mit Bad und ohne Luftmatratze-Aufpumpen. 

aber auch fast so kalt wie beim Campen. Robert hat versucht, den Raum etwas anzuwärmen dadurch, dass wir den Gaskocher haben laufen lassen. hat auch was gebracht. Zum Abendessen gab es Nudeln mit Tomate-Oliven-Soße ausm Glas -- beides noch ausm Jenny Lou`s in Peking. gut, dass wir dieses Glasgewicht nun auch losgeworden sind … 

während wir Essen kochten, klopfte es an der Tür. die Jugendlichen von nebenan, die uns einladen wollten, zu ihnen rüberzukommen. sie hätten genügend zu Essen und zu Trinken. 

wir sagten zu und gingen nachm Essen rüber. 

... 

der Bericht, was dann folgte, kommt später ... 

denn ich bin nur kurz zum Mittagessen an einem Wifi-Spot...

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